Der ewige Kerbborsch – Gargamel Gubbelgansund seine Schöpfer starten durch und ehren ihre Unterstützer (4.11.2013)


Der ewige Kerbborsch  

Gargamel Gubbelgansund seine Schöpfer starten durch und ehren ihre Unterstützer

Von Christoph Zöllner

 

DIETZENBACH  Eigentlich schade, dass die Dietzenbacher Kerb nicht im Sommer stattfindet. So kriecht eine fiese Kälte durch die Gassen der Altstadt, und es nieselt, als sich am Freitagabend die Mitglieder des Kerbvereins und zahlreiche Neugierige am Wappenkreisel zur Kerbansprache und zum Antrinken versammeln. Aber die Kirchweih war nun mal nicht im Juni oder Juli, sondern am 27. Oktober 1754, um genau zu sein. Und so verlangt es die Tradition nun mal, dass auch zum 259. Geburtstag im Herbst Kerb gefeiert wird.

Aktuelle und ehemalige Kerbburschen (Borsche) haben sich in Schale geworfen, ihre Strohhüte mit den roten Bändern aufgesetzt und die roten Schärpen über die weißen Hemden geworfen. Im Schein der Fackeln ergreifen die beiden Kerbpfarrer (Parre) das Wort, die gewählten Anführer der Kerbborsche: Michael Veith alias „Vitus von Dietzebach“ und Tim Ruscher als „Parrer von Stone Hill“. Mit  launigen Trinksprüchen und eindeutigen Zweideutigkeiten verkleidet ist, unterhalten sie das Volk, unter das sich auch Bürgermeister Jürgen Rogg gemischt hat. Und sie lüften das große Geheimnis um den Namen der Kerbbobb: Gargamel Gubbelgans heißt die selbst gebastelte Puppe in diesem Jahr, der wieder nur ein kurzes Leben beschieden ist. Schon am morgigen Dienstag wird sie um 20 Uhr vor der Kerbzentrale „Auszeit“  feierlich verbrannt. 
„Wem ist die Kerb“, fragen die Parre neben dem Raucherlokal. „Unser“, grölen die Besucher zurück. Hinter den beiden Pfarrern posieren auf einer überdachten Treppe die weiteren vier Kerbborschen Tim Wendel, Stefan Lieberth, Ruben Wollsiffer und Marc Späth. Mit dabei sind aber auch Niklas Fey, der als Bär verkleidet ist, und Esmeralda alias Lisa Sundt, die auf das gefährliche Tier aufpassen muss.  Zwischendurch übernimmt Kerbvereins-Vorsitzender Peter Maul das Kommando, er bedankt sich bei Unterstützern. So tragen die Wirtsleute Marion Ravensberger und Ralf Kiefer die Titel „Kerbvadder und Modder auf Lebenszeit“, weil sie den Jungs immer ein heimeliges Plätzchen, nahrhaftes Essen und den einen oder anderen Schluck gewährt haben.

Danach kümmert sich der Laudator um die Ehrenkerbborsche: Klaus Weber wird zu solchem „auf alle Zeit“ ernannt, weil er sich als Sponsor um den Verein verdient gemacht hat, auch bei Elke Weber bedankt sich Maul für jahrelange Unterstützung und, ernennt sie zur Kerb-Gode‚ dem weiblichen Pendant zum Borschen. Ja, und dann ist der Autor dieser Zeilen an der Reihe. Zunächst erhält auch er eine grüne Schärpe übers weiße Hemd, auf der in goldenen Lettern das Wort „Ehrenkerbborsch“ prangt. Danach stülpt ihm Maul noch den Strohhut mit schwarzem Band über. Sitzt etwas stramm. „Wir haben ja damit gerechnet, dass Mitarbeiter der Offenbach-Post einen großen Kopf haben“, witzelt Maul: „Aber so groß…“

Warum diese Ehre? „Er hat der Kerbtradition mit Wort und Bild einen Rahmen gegeben und stets unsere Vereinsarbeit damit maßgeblich unterstützt“, steht in der Urkunde als Begründung. Nun, der Redaktionsleiter hat also mit seinen Kollegen – ihnen allen gebührt diese Auszeichnung — nichts anderes gemacht, als seine Pflicht zu erfüllen und die Leser über die Entwicklung dieser Tradition zu informieren. Der Vertreter dieser Zeitung freut sich natürlich und bedankt sich bei Maul („Immer wieder gerne“)‚ bevor er sich zusammen mit Klaus Weber hinter die Kerbbobb stellt.

Später folgt dann noch der Segen der Parre, die den Geehrten noch ein paar Wasserspritzer mit der Klobürste verpassen. Und schließlich zerschmettern Vitus von Dietzebach und der Parrer von Stone Hill ihre Gläser auf dem Trottoir‚ ehe sie das Kerblied anstimmen. „Es welken alle Blätter, sie fallen alle ab, uff die Kerb…“ Es ist Herbst in Dietzenbach.

 

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Die Kerbborschen samt Gefolge: Stefan Lieberth (von links), Tim Wendel, die Kerbparre Michael Veith und Tim Ruscher, Ruben Wollsiffer und Marc Späth‚ Bärenführerin Lisa Sundt und vorne Bär Niklas Fey. Hinten auf dem Stuhl thront die Kerbbobb Gargamel Gubbelgans. – Foto: Towae

 

Quelle: Offenbach Post 4.11.2013

 

Anmerkung des Pressewartes:
Bei dem Namen unseres Parre Vitus ist mir in der Pressemeldung ein Fehler unterlaufen.
Er heißt natürlich Michael Hain. Aber gedruckt ist gedruckt.
Schuldischung Vitus