Was Schorsch Schnippel alles sieht (30.10.2017)

Baum und Sellerie, Schiffschaukel und Strohhutdeko, Party und Weckruf – die Dietzenbacher Kerb ruft in die Altstadt

Von Sascha Dreger

DIETZENBACH * Die Dietzenbacher Kerb lĂ€uft. Es ist ein mĂ€chtiger Lockruf in die Altstadt – auch heute und morgen noch.

„Alle Mann mit anpacken“, heißt das Kommando am Freitagabend auf dem Harmonieplatz. Mit vereinten KrĂ€ften hieven die Kerbborsche und ihre Helfer den 11,50 Meter hohen Kerbbaum in die Höhe. Ein letztes Hauruck und unter dem Jubel der Zuschauer steht das weithin sichtbare Symbol der 263. Dietzenbacher Kirchweih fest in Sichtweite des Theaters Schöne Aussichten – der offiziellen Kerbzentrale.
In luftiger Höhe hĂ€ngt der bunt geschmĂŒckte Kranz, den die Borsche zuvor aus Selleriekraut gebunden haben. „Das Kraut holen wir immer aus Nieder-Erlenbach“, sagt Kerbvereinsvorsitzender Peter Maul. Dort sei einer der wenigen Bauern, die Sellerie noch in so großen Mengen anbauen, erklĂ€rt er. „Wir brauchen immerhin drei große SĂ€cke voll“.
Direkt unter dem Kranz wacht die Kerbbobb auf ihrem Stuhl ĂŒber das Fest. Mit der Kerbansprache und der Vorstellung der diesjĂ€hrigen Borsche ist dann auch der traditionelle Teil der Kirchweih eröffnet. Seinen Platz am Baum kann „Schorsch Schnippel“, wie die Bobb von den Borsche getauft wurde, indes nicht lange verteidigen. Er wird bereits in der ersten Nacht entfĂŒhrt.

HöhenflĂŒge sind bei der Dietzenbacher Kerb problemlos möglich – mit und ohne RiesenrĂ€dchen. * Foto: Dreger

WĂ€hrend die einen Besucher HöhenflĂŒge auf der Schiffschaukel probieren, oder mit dem Riesenrad den Ausblick ĂŒber die DĂ€cher der Altstadt genießen, drehen die kleinen GĂ€ste eine Runde im Feuerwehrauto oder mit dem Rennwagen auf dem Karussell. „Das ist aber kleiner als sonst“, sagt eine Besucherin. Das habe organisatorische GrĂŒnde wegen einem Krankheitsfall, erklĂ€rt Schausteller Sascha Adler. „NĂ€chstes Jahr wird alles wieder beim Alten sein“, verspricht er. Auf den Fahrspaß der Kinder hat das alles aber ohnehin keinen Einfluss, ihr vergnĂŒgtes Lachen ist weithin zu hören.
Vorbei am Duft heißer Maronen und frisch gebrannter Mandeln versuchen sich die KerbgĂ€ste beim Dosenwerfen oder am Schießstand. Da finden sich auch die Kerbborsche samt ihrem Gefolge aus Zischeunerin, Domtöse und gleich zwei BĂ€ren ein. Die neuen StrohhĂŒte mĂŒssen schließlich mit geschossenen Blumen geschmĂŒckt werden. Die neunjĂ€hrige Leonie und die siebenjĂ€hrige Mia haben ihren Spaß beim Fischeangeln, ihre gewonnenen Punkte wollen die Schwestern sammeln. „Vielleicht gewinnen wir dann was Großes“, sagt Leoni. Die Schiffschaukel, da sind sich beide einig, ist das Beste auf der Kerb. Das Wochenende ĂŒber lĂ€dt die Feuerwehr mit hessischem Abend und Zeltdisco mit DJ Max in das Feuerwehrmuseum ein und in der Kerbzentrale warten Kerb- und Rockdisco mit Musik von DJ Youngerman auf Feierwillige. An beiden Party-Hotspots wird die Nacht zum Tag gemacht. „Kerbkuche“ schallt es am nĂ€chsten Tag durch die Straßen. Traditionell beginnt der Sonntag fĂŒr Kerbborsche und Gefolge mit dem Weckruf, wetterbedingt mit VerspĂ€tung. Auf der Route freuen sich die Anwohner bereits ĂŒber den angebotenen Kerbkuchen und bieten ihrerseits kleine StĂ€rkungen fĂŒr den Weg an. Mit Kuchen und Kaffee lĂ€sst die Feuerwehr den Tag nach der Partynacht in ihrem Zelt gemĂŒtlich angehen.
➔ Nach einem bunten Kerbtreiben bittet Tom Jet am heutigen Montag um 20 Uhr zum Kerbrudel-Singsang ins Thesa. Der morgige Dienstag lĂ€dt dann mit halben Fahrpreisen noch einmal zum Schlendern ĂŒber die Kerb zwischen Landwehrstraße und Harmonieplatz ein, bevor sie ab 19 Uhr mit Grabrede und Verbrennung ihr Ende findet.

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Quelle: Offenbach Post 30.10.2017